Folk Pop - Finsbury Park
Finsbury Park - Folk Pop aus Köln
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Kölner Stadtanzeiger, 01.05.03

Elektrisierende Klanglandschaften
VON MARCEL GLUSCHAK


Revolution und Tagträume - Finsbury Park spielen innovative Folkmusic, ohne den Charme der Natürlichkeit aufzugeben.
Volker Hauswald (v.l.), Ines Caffier und Volker Müller.

Akkordeon und Keyboards, Traditionals und Pop - Finsbury Park erfinden sich ihren eigenen Folk.
Gesucht und gefunden - Vor einem Jahr liest Gitarrist Volker Hauswald die Musikeranzeige der Sängerin Ines Caffier. Die beiden treffen sich. Gemeinsame Vorstellungen ausloten, sich etwas abtasten. Zum gemeinsamen Musik machen muss man sich schon besser verstehen als zum gemeinsamen Musik hören. Dass aber direkt beim ersten Treffen schon ein kompletter Song entsteht, hätten beide nicht gedacht. Ein klares Zeichen: weiter machen!

„Es ist wirklich unglaublich“, staunt Ines, „wir sind uns bei jeder Sache einig, und das schon, ohne darüber gesprochen zu haben.“ Das Ergebnis dieses blinden Verständnisses ist ein mittlerweile einjähriges Folkprojekt mit dem Namen Finsbury Park. Das Repertoire beinhaltet zehn selbst komponierte - und höchst ausgeklügelte - Songs sowie zwei gecoverte Stücke. Und dabei soll es bei weitem nicht bleiben. Einige neue Songs sind schon in Planung.

Bis zum Sommer sollen mehrere Auftritte den Durchstart begleiten, dann visieren Finsbury Park bereits die erste CD-Produktion an. Multiinstrumentalist Volker Müller (27), Sport- und Musikstudent und seit Dezember drittes festes Mitglied und Sound-Designer der Band, sieht in dem Trio ebenfalls ein Projekt mit großer Zukunft - auch bei einer minimalen Instrumentierung. „Wir wollen zunehmend bei Festivals spielen. Sicher werden wir uns auch mit Bass und Schlagzeug erweitern, aber vorerst bleibt es bei dem harten Kern.“ Sängerin Ines (31) nickt zustimmend: „Wir werden gerne Musiker dazu nehmen, aber nicht als feste Mitglieder, sondern als Gastmusiker.“ Dann grinst sie über das ganze Gesicht. „Wie heißt es so schön: Never change a winning team.“

Gitarre, Querflöte, Akkordeon - das sind die Grundbausteine von Finsbury Park's individueller Folk-Interpretation. Aber auch für geräumige Keyboardflächen und kraftvolle Drum-Samples ist die Band offen. „Mit der Elektronik können wir weit mehr Musik machen, als das bei drei Leuten nur handgemacht möglich wäre“, erklärt Volker Hauswald (28), „aber sie ist nicht das Mittel zum Zweck.“ Es gebe Ansprüche, die müssten einfach eingehalten werden, so der hauptberufliche Gitarrenlehrer. „Unsere Songs müssen eben auch immer ohne Elektronik gut klingen.“ Gerade aber das gleichberechtigte Nebeneinander von Natürlichkeit und Synthetik macht die Musik von Finsbury Park interessant. Folk-Musik jenseits jeder Eintönigkeit.

Zeitlos klingende Balladen, die unmittelbar Bilder von weiten Landschaften und Erinnerungen an salzige Meerluft wachrufen, sind gespickt mit teils nachdenklichen, teils verspielten Bausteinen anderer Musikstile. Durchdringend melodische Refrains wechseln sich ab mit elektronischen Grooves und Samples - überraschende Verbindungen zwischen traditionellen Folkmustern, Popstilen und Ethnomusik.

Hier und da spürt man Einflüsse anderer Bands. Volker Müller etwa mag Radiohead, REM und die Beatles, Volker Hauswald Portishead und Led Zeppelin. Ines begeistert sich für Folktraditionals und amerikanische Singer / Songwriter, Country Rock und auch die Cranberries. Wie unauffällige Gewürze wirken diese Vorlieben in den Songs von Finsbury Park. Der Gesamtgeschmack verrät aber: Hier entsteht etwas vollkommen Eigenes.

Heimweh, Fernweh, Liebeskummer - getreu dem Folkcharakter wiegt eine leichte Sentimentalität in den Texten und ebenso auch in der Musik. Ines lacht: „Ich weiß gar nicht, wo das herkommt. Ich bin gar kein melancholischer Mensch.“ Eher ist sie begeistert von der Magie plötzlicher Empfindungen, besonders in der Natur. „Wenn über dir die Sonne strahlt und sich vor dir weite Wiesen erstrecken...“ Nicht selten denkt sie dabei an früher. Die Eindrücke aus ihren Reisen durch Irland und New Mexico (USA) spiegeln sich unverkennbar in den Texten wider, die die ausgebildete Physikerin fast ausschließlich selbst schreibt. Neben den eigenverfassten Strophen finden sich gelegentlich auch Zitate, etwa von irischen Dichtern.

Warm und sanft klingt ihre Stimme, wenn sie von rauen Landschaften und endlosen Steppen singt. Die Augen sind oft geschlossen. „Oh it rained on me in New Mexico, ain't I a lucky girl?“ Die Worte verschmelzen leicht miteinander, und dennoch erinnert die Klarheit ihrer Stimme an klassischen Gesang. Danach spielen Finsbury Park „Cuja“ - so heißt eines ihrer Stücke, das beim Publikum immer besonders gut ankommt. In einer enormen Steigerung schraubt sich der Song immer weiter in die Höhe. Er erzählt von einer sibirischen Steppenlandschaft. Lange hatten Finsbury Park „Cuja“ als Bandnamen geplant. „Ach, das mit dem Bandnamen, ja das war so eine Never Ending Story“, winkt Ines ab.

Drei Monate konnten sich die drei Studenten und Berufsmusiker nicht einigen, dann kam die Idee mit den Zetteln. „Jeder hatte zehn bis 15 Vorschläge auf Zettel geschrieben, und dann haben wir nach einem Auswahlverfahren Punkte vergeben. Schließlich bekamen Finsbury Park - das ist ein grünes Eckchen in London - die meisten Punkte. Und es brauchte auch nicht lange, bis wir alle überzeugt waren“, resümiert Ines. „Klingt einfach gut, darauf kommt es ja an“, fügt Gitarrist Volker Hauswald hinzu.

Nun ist aber nicht mehr viel Zeit zum Geschichten erzählen. Wenn die drei Musiker erstmal anfangen zu proben, dann wollen sie auch nicht mehr aufhören. Direkt geht es weiter mit einem neu arrangierten schottischen Volkslied, einem sogenannten Traditional, von Finsbury Park in ein neues Gewand aus elektronischen Sounds gehüllt und treibend wie ein Rocksong. Die Frage, ob dies noch Folk ist, oder etwas völlig Neues, stellt sich für die Band nicht. Volker Hauswald: „Die Sparte ist zweitrangig. Hauptsache ist doch, die Songs sind - wie soll ich sagen - ja, einfach gut.“ Das Trio sucht schon lange nach keiner bestimmten Musik mehr - sie findet sie.

www.ksta.de/klangprobe